Peking und die chinesche Mauer

Die letzte Woche meines 7-monatigen Chinaaufenthaltes habe ich mit einer Freundin aus der Schule in Peking verbracht. Gereist sind wir mit dem Zug von Jiaozuo nach Zhengzhou und anschließend mit dem Schnellzug von Zhengzhou nach Peking. Da zum gleichen Zeitpunkt ein Parteitag in Peking stattgefunden hat, waren sehr viele Menschen mit uns nach Peking unterwegs und wir mussten durch etliche Sicherheitskontrollen. Unsere Umsteigezeit war dafür etwas knapp bemessen, aber durch die Hilfe von zwei sehr freundlichen Chinesen haben wir alles noch rechtzeitig geschafft. Die Reise war für uns ein Abenteuer an sich und wir waren wirklich froh als wir am Abend in unserem Hostel in Peking angekommen waren.

Die Woche haben wir hauptsächlich mit Sightseeing verbracht. Den ersten Tag sind wir ruhig angegangen: Nach einer Erkundungstour durch das Viertel, in welchem unser Hostel gelegen war, haben wir uns den Beihai Park angeschaut. Ein sehr schöner Park mit einigen sehenswürdigen Gebäuden, typischen chinesischen Gärten und dem Nordsee (Beihai 北海), welcher sich durch die gesamte Anlage zieht. Am nächsten Tag haben wir den Himmelstempel 天坛 besucht. Dieser befindet sich in einem großen Park, wo auch weitere historische Gebäude und Sehenswürdigkeiten, wie die Halle des Himmelsgewölbes und die Echomauer, zu sehen sind.

Unser Vorhaben die verbotene Stadt an einem Montag zu besichtigen war nicht gut genug durchdacht, da die Anlage geschlossen war. So haben wir uns spontan dazu entschlossen zu den Duftbergen (chin. Xiangshan 香山) zu fahren. Der Tag war sehr schön und so waren wir bei weitem nicht die einzigen,die dorthin wollten. Nachdem wir eine ganze Weile in der Schlange an der Bushaltestelle standen, haben wir uns mit einem Haufen Chinesen in den völlig überfüllten Bus gequetscht. Die Fahrt dauerte durch den vielen Verkehr über einer Stunde – viel länger als wir vermutet hatten. Ziemlich abgekämpft kamen wir so an unserem Ziel an und haben uns erst einmal bei einem Picknick in der Nachmittagssonne etwas gestärkt. Anschließend sind wir noch auf den Gipfel hochgewandert, wo wir mit einem wirklich traumhaften Blick auf die bunten Berge im Licht des Sonnenuntergangs belohnt wurden. So hatten wir trotz allem noch einen schönen Tag.

Richtig gut gefallen hat uns der Ausflug zur Chinesischen Mauer. Hier haben wir den Service des Hostels in Anspruch genommen und haben uns einer Reisegruppe angeschlossen. Nach 1,5 h Busfahrt waren wir bereits an der Mauer. Es war ein sehr schöner sonniger Herbsttag und die Bäume auf den Bergen waren wunderschön bunt gefärbt. In der Zeit bis zum gemeinsamen Mittagessen sind wir die Mauer ein ganzes Stück entlanggelaufen und haben auch den älteren restaurierten Teil der Mauer gesehen, welcher weniger von Touristen besucht war. Den Tag haben wir in dem wohl besten veganen Restaurant in Wudaokou 五道口 ausklingen lassen.

Am nächsten Tag haben wir eine Freundin an der Beijing Sports University besucht. Nach dem Mittagessen in der Schulkantine haben wir uns das Schulgelände angeschaut. Die Zimmer, die Trainingshallen und die Kantine waren um einiges komfortabler als wir es gewohnt waren. Von der Auswahl an Essen ganz zu schweigen… Training findet 3h am Tag statt und ist auf Technik- und weniger auf Kraft- und Fitnesstraining ausgerichtet. Das Leben dort erfordert mehr Selbstständigkeit, dafür hat man auch um einiges mehr an Freiheit. Zwischendurch sind wir mit Leihfahrrädern durch das Viertel gefahren – durch den ganzen (etwas anderen) Verkehr die wohl abenteuerlichste Fahrradtour meines Lebens. Am Abend haben wir noch zusammen gegessen und viel erzählt.

Am letzten Tag haben wir uns noch die Verbotene Stadt angeschaut. Das Gelände war wirklich riesig und die Gebäude sehr prunkvoll. Nach dem, was wir zuvor gesehen hatten, waren wir von der verbotenen Stadt allerdings nicht so beeindruckt. Die Gebäude waren in sich sehr ähnlich. Nachmittags haben wir uns das Shoppingviertel Wangfujing 王府井 angegeschaut, welches wirklich einen Besuch wert ist. Neben zahlreichen kleinen Geschäften und Kaufhäusern ist vor allem die Essensmeile „besonders“. Dort gibt es nicht das Beste, aber zum Teil für uns recht ungewöhnliches Essen: Am Auffälligsten waren die gegrillten Heuschrecken und Skorpione. Letztere standen sogar noch lebend aufgespießt bereit, in meinen Augen ziemliche Tierquälerei. Auch findet man hier viele typische chinesische Süßigkeiten.

Peking ist auf jeden Fall eine Reise wert. Nach dem sehr einfachen Leben an der Schule waren wir von der Vielfalt an Angeboten und dem buntem Leben auf der Straße überwältigt. In der Woche habe ich wohl fast mehr von China gesehen als in der gesamten Zeit an der Schule. Die vielen kleinen Shops, gerade die Obst- und Gemüseläden, die bunten Gebäude, die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Chinesen – das alles werde ich doch irgendwie vermissen.

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