Meine größten Herausforderungen während meines Jahres in Shengjing Shan #1 Training während der heißesten Tage im Sommer und während der kältesten Tage im Winter

Es gibt ein Sprichwort im Chinesischen 冬练三九夏三伏 (dōng liàn sān jiǔ xià liàn sān fú), was bedeutet, dass man sowohl während der kältesten Tage als auch während der heißesten Tage des Jahres trainieren sollte, denn nur wenn wir unter den schwierigsten Bedingungen trainieren, können wir es zur Meisterschaft bringen.

Joggen in den Bergen nachmittags im Sommer.

Und ich gebe zu, dass das Training fast jeden Tag im Wechsel der Jahreszeiten eine ziemliche Herausforderung war. Da das Training meistens im Außengelände der Schule stattfand, waren wir jeden Tag den Temperaturen und dem Wetter ausgesetzt.

Als ich im April ankam, war das Wetter perfekt zum Trainieren. Tagsüber war es angenehm warm, nachts noch etwas frisch. Langsam begann alles grün zu werden und es wurde wärmer. Im Juni wurde es schon recht heiß und als wir die Gelegenheit hatten fuhren wir an die Küste um im Meer zu Schwimmen. Die feuchtesten und heißesten Monate waren Juli und August. Ich hatte das Gefühl, 24 Stunden am Tag zu schwitzen. Das Training war ein Grund, aber das sehr feuchte Wetter machte es noch viel schlimmer. Es war eigentlich nicht so heiß, tagsüber um die 30 Grad, aber es war sehr schwer den Körper etwas abzukühlen, denn selbst nachts waren es noch über 25 Grad. Zusammen mit dem Training fühlte ich mich dadurch oft müde, kraftlos und erschöpft.

Dazu kam das Zirpen der Grillen. Jetzt denkst du vielleicht, was sollte an einem Zirpen das Problem sein? Das dachte ich auch zunächst, als es nur ein paar waren. Ich erinnere mich noch wie ich zu Emil (er war schon fast 1 Jahr an der Schule) sagte: „Oh, was für ein schönes Zirpen.“ Und er meinte nur: „Warte bis es mehr werden.“ Und es wurden mehr, viel mehr und es wurde immer lauter und hörte über einen Monat lang nicht auf. Eines Tages fing ich mit Meister Wang einige von ihnen und er bereitete sie zum Abendessen zu. Sie waren tatsächlich ganz lecker, sehr knusprig. Es war sehr erleichternd, als das Nerv tötende Zirpen endlich weniger und die Tage etwas kühler wurden. September, Oktober und auch November waren perfekt zum Trainieren. 

Die frittierten Grillen.

Und dann kam der Winter, ziemlich plötzlich, etwa Ende November. Da es keine Heizung im Gebäude gab, blieb nichts außer viel an Kleidung anzuziehen. Während des Trainings kam es mir nicht so kalt vor, aber sobald das Training vorbei war und der Körper anfing auszukühlen, war es sehr kalt. Um ehrlich zu sein, habe ich viel gefroren. Während der kältesten Zeit durften wir morgens eine Stunde und abends anderthalb Stunden die Heizung benutzen. Aber sobald die Heizung aus war, wurde es wieder kalt. Ich schlief mit vier Decken und hatte sogar eine Heizdecke. So fror ich schließlich nicht mehr. 

Qi Gong Training im Winter ohne zu frieren war nicht möglich.

Die größte Herausforderung war dann abends noch Duschen zu gehen. Du kannst dir vorstellen, dass es keine Heizung in der Dusche gab und der Wasserdruck war leider nicht besonders hoch. Ich erinnere mich, wie ich unter der Dusche stand aus der nicht besonders viel wenn auch warmes Wasser kam, neben mir Eis, und mir war immer noch richtig kalt. Meine Hände waren während des Winters fast immer kalt und fingen an zu schwellen. Genauer gesagt meine Handrücken sahen aus als hätte ich sie gegen Beton geschlagen. So etwas hatte ich noch nie zuvor. Die Chinesen wussten darüber Bescheid, sie sagten, meine Hand sei eingefroren. Die deutsche Diagnose wäre wohl Frostbeulen. Nach dem ich Frostbeulen selbst hatte und den Winter in China überlebt habe bin ich auf jeden Fall keine Frostbeule mehr 😉

Anfang März wurde es endlich langsam wärmer und ich genoss es wirklich, immer weniger Kleidung zu tragen. Auch meine Hände sahen wieder normal aus. In der Mitte des Monats konnte ich an einigen Nachmittagen sogar mit T-Shirt trainieren. Der Winter war vorbei.

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