Was bedeutet eigentlich Kampfkunst?

Wenn ich erzähle, dass ich Kung Fu und Karate trainiere und auch den 1. Dan habe, so ist die erste Reaktion meist: „Dann muss ich ja aufpassen“ oder „Wärst du in der Lage dich zu verteidigen?“, „Kannst du mich auf’s Kreuz legen?“

Sicher trainiere ich auch, um mich verteidigen zu können. Doch das ist nicht mein primäres Ziel. Ich möchte alle Facetten der Kampfkunst kennen lernen. Und Kampfkunst beinhaltet viel mehr, als nur Selbstverteidigung. Darauf möchte ich in diesem Artikel kurz eingehen.

Budo, Kung Fu und Wushu

Es gibt verschiedene Begriffe, die die Kampfkunst beschreiben. Die japanischen Kampfkünste werden unter dem Begriff „Budo“ (武道) zusammengefasst, was übersetzt „Weg des Kampfes“ oder „Kriegsweg“ bedeutet. Das Zeichen für Weg findet sich auch häufig in den Namen der einzelnen Stile wieder: Karate-do, Aiki-do, Ju-do, usw.. Die Kampfkunst ist etwas, was uns auf unserem Lebensweg begleitet.

Kung Fu kommt aus dem Hochchinesischen und ist ebenfalls ein Sammelbegriff für viele verschiedene Kampfkunststile. Kung Fu oder auf Mandarin „gong fu“ (功夫) bedeutet jedoch nichts weiter als harte Arbeit und wird nicht nur im Kontext mit Kampfkunst verwendet. Er spiegelt jedoch sehr deutlich wieder, was nötig ist um eine Kampfkunst mit allen ihren Facetten zu erlernen – harte Arbeit, Disziplin und Zeit. Der Oberbegriff für alle chinesischen Kampfkünste ist „Wushu“ (武术), was nichts anderes als Kampfkunst bedeutet.

Der Löwentanz wird häufig an Kung Fu Schulen gelehrt. Er soll Glück bringen und ist zum Neujahrsfest sowohl in Vietnam als auch in China Tradition.

Die chinesischen Kampfkünste

Kampfkünste sind sehr vielfältig und es gibt zahlreiche verschiedene Stilrichtungen. Die Schwerpunkte sind dabei verschieden, von Kampftechniken mit und ohne Waffen, harten und kraftvollen oder weichen und fließenden Bewegungen.

Viele asiatische Kampfkünste haben ihren Ursprung im chinesischen Shaolin Kloster. Die Geschichte des Klosters reicht über 1500 Jahre zurück als der indische Mönch Boddidharma ins Shaolin-Kloster gekommen sein soll. Er führte körperliche Übungen zur Gesunderhaltung der Mönche ein, da diese vom langen Meditieren im Sitzen unbeweglich und anfällig für Krankheiten wurden. Gleichzeitig dienten sie den Mönchen als Mittel der Selbstkultvierung, quasi als Meditation in Bewegung. Damit legte er den Grundstein für das Shaolin Kung Fu.

Als Gegenbewegung zum sehr harten Shaolin Kung Fu entwickelte sich in Wudang das Tai Chi. Im Gegensatz zum buddhistisch geprägten Shaolin Kung Fu, ist die Philosophie des Tai Chi daoistisch und folgt den Prinzipien von Yin und Yang. Dabei wird ein harmonisches Zusammenspiel von Körper und Geist angestrebt, was sich in den runden, entspannten und fließenden Bewegungen des Tai Chi äußert.

Die japanischen Kampfkünste

Im Vergleich zu den chinesischen Kampfkünsten sind in Deutschland die japanischen Kampfkünste, wie Karate, Judo und Aikido populärer. Die meisten Stile sind Abwandlungen traditioneller japanischer Kampf- und Kriegskünste.

Karate (空手) bedeutet wörtlich übersetzt „leere Hand“ und entstand aus der Not heraus, in der es den Bewohnern auf Okinawa verboten war Waffen zu tragen. Der frühere Name war To-De  „chinesische Hand“ und zeigt, dass japanische Kampfkünste auch chinesisch beeinflusst sind.

Judo ist eine Symbiose unterschiedlicher Kampfkunststile und die erste systematisierte Kampfkunst. Ein Judoka führte auch das System der farbigen Gürtel ein – vom Weißgurt über die Farben des Regenbogens bis hin zum schwarzen Gürtel. Der schwarze Gürtel wird dabei oft mit einem Meister gleichgesetzt, was jedoch keineswegs der Fall ist, da nach dem 1. Schwarzen Gürtel oder dem 1. Dan noch 9 weitere schwarze Gürtel folgen. Ein Träger des 1. Dans hat lediglich bewiesen, dass er die Grundlagen beherrscht und nun bereit ist ein tieferes Verständnis zu entwickeln und ein Meister zu werden.

Kampfkunst zu erlernen bedeutet vor allem die eigenen Schwächen zu überwinden.

Anleitung zur Persönlichkeitsentwicklung

Jede Kampfkunst entstand aus einem kulturellen Hintergrund heraus. Dahinter steht eine gesamte Lebensphilosophie. Verhaltensregeln und Richtlinien für das eigene Leben sind in verschiedenen Werken niedergeschrieben worden, wie beispielsweise dem Wude („die Moral der Kampfkunst“) aus Shaolin und dem Bushido („Weg des Kriegers“), dem Ehrenkodex der Samurai. Auch im Shotokan Karate legte der Begründer Funakoshi 20 Regeln fest, welche die Grundprinzipien des Karate-do, dem Weg des Karate, vermitteln. Auch die neueren Schulen, wie die Vo-Dao-Viet-Nam Schule hat eine Schulordnung. Dabei steht in allen Fällen die Entwicklung des eigenen Charakters im Vordergrund.

Gleichzeitig sollen die Kampfkünste der Gesunderhaltung des Körpers und des Geistes dienen. So werden Meditation und Körperübungen wie beispielsweise das Qi Gong zusätzlich praktiziert. Alte Meister der Kampfkunst waren oft auch Heilkundler und das Wissen der asiatischen Heilkunde ist somit eng mit den Kampfkünsten verbunden.

Kampfkunst vs Kampfsport

Was heute als Kampfsport praktiziert wird, hat seinen Ursprung in den traditionellen Kampfkünsten. Die Philosophie steht dabei jedoch, wenn überhaupt, nur im Hintergrund und viele Stile sind rein auf Technik reduziert und stark reglementiert worden. Kampfsport dient der Freizeitbeschäftigung, als Fitnesstraining oder dem Wettkampf. Manche Stile, z.B. das von Bruce Lee entwickelte Jeet Kune Do sind rein auf Selbstverteidigung ausgelegt.

Auch jede Kampfkunst hat eine Anwendung zur Selbstverteidigung, allerdings ist es nicht das primäre Ziel. In der Kampfkunst wird zwar das Kämpfen gelehrt, es geht jedoch viel weniger um Macht und darum andere zu besiegen, sondern viel mehr darum sich selbst weiter zu entwickeln.

Der wahre Gegner auf diesem nie endenden Weg ist in uns selbst.

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