Das Training:
Trainingspensum, Powertraining und Kung Fu

Das Trainingspensum hier am Sportinternat ist ziemlich hoch. Wir trainieren jeden Tag mehrere Stunden lang, mit dem freien Training können es bis zu 8 Stunden werden. Morgens vor dem Frühstück steht meistens Kraft- und Ausdauertraining an, manchmal werden zusätzlich Arm- oder Beintechniken oder Sprünge trainiert. Fast jedes Training beginnt mit Runden laufen, häufig folgen Übungen wie Spiderwalk, Frogjumps, Liegestützen und Kniebeugen.

Powertraining

Auch haben wir spezifische Powertrainings die so gut wie immer gleich ablaufen. Mittwochs ist meistens Treppen- bzw. Stairstraining. Dann rennen wir die Treppe zur Trainingshalle rauf und runter, zunächst Sprint hoch, dann sollen wir möglichst viele Stufen auf einmal nehmen. Anschließend springen wir auf mehrere Arten die Treppen hoch, zunächst mit geschlossenen Beinen, auf einem Bein und dann aus der Kniebeuge (Frogjump). Damit die Arme nicht zu kurz kommen geht es danach runter im Spiderwalk und anschließend im Liegestütz, eine Liegestütze pro Stufe. Auch sind wir schon in der Schubkarre auf den Händen sie Treppe hochgelaufen und haben uns gegenseitig hochgetragen. Meistens ist ein Tag die Woche ist Bauchtraining. Hier gibt es keine Sätze mit unter 100 Wiederholungen meist sind es sogar über 200. Das führt leider auch oft dazu, dass die korrekte Ausführung der Übungen oft nicht mehr gewährleistet ist. Der Alptraum aller ist das Sprinttraining, welches oft am Ende der Woche stattfindet. Wir sprinten dann mehrmals einen Hügel hoch, gefolgt von Hüpfen auf einem Bein und Frogjumps. Zum Schluss werden die Arme noch mit ca. 200 m Schubkarre trainiert oder wir tragen uns die Strecke gegenseitig. Danach ist der Muskelkater garantiert. Manchmal findet das Training auch in abgewandelter Form statt. So oder so weiß man nie ganz genau was einen erwartet. Das entspannteste Morgentraining ist das Qi Gong, welches mit kurzen Meditationspausen verbunden ist. Zusätzlich wiederholen wir ab und zu unsere Tai Chi Form.

Kung Fu

Im zweiten Morgentraining und am Nachmittag werden dann die einzelnen Techniken, Akrobatik und Formen trainiert. Dabei trainieren wir viel Tritte und Sprungtritte sowie die Stände in Kombination mit Fausttechniken. Das Training mit Waffen, wie Stock oder Dao, erfordert Koordination, Beweglichkeit und Kraft in den Armen und Handgelenken sowie eine gute Koordination von Bein- und Armarbeit. Schnelligkeit und Reaktionsfertigkeit trainieren wir mit verschiedenen Aufwärmspielen. Unser Shifu legt im Training sehr viel Wert auf Kampfgeist. Er schafft es außerdem einen immer wieder an die eigenen Grenzen zu pushen und hilft einem dabei an Tagen an denen man auch mal abschweift sich wieder auf das Training zu fokussieren.

Der Körper steht bei dieser Art Training unter Dauerbelastung und die Muskeln haben so gut wie nie Zeit sich vollständig zu generieren. Auch ist das Training nicht nach sportwissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Belastung, doch es gibt immer wieder Tage an denen man sich erschöpft fühlt. Gerade nach einer Krankheit braucht man einige Zeit um wieder ins Training zu kommen. Auch wenn es Tage gibt an denen die eigene körperliche Leistung schlechter ist, so merkt man das der Körper insgesamt doch stärker wird. Das Training ist zudem lange nicht so hart wie das welches unsere Lehrer durchgemacht haben. Ihre körperlichen Fähigkeiten sind unglaublich, allerdings sind sie auch der Beweis dafür, dass es ein zu viel an Training gibt. Viele haben dauerhaft Probleme, oft mit dem Rücken, obwohl sie zum Teil noch nicht einmal 20 sind.

Für mich ist das Training hier eine Erfahrung, die ich schon immer mal machen wollte. Oft sind der Körper und der Geist müde und man muss sich immer wieder neu motivieren. Wenn der Körper warm wird fällt das Training leichter und die Energie kommt zurück. Wir lernen hier uns durchzubeißen und ich denke dass alles was danach kommt, ob Job oder Uni, uns entspannt vorkommen wird.

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