Was wird trainiert beim Shaolin Kung Fu?

Einen Monat bin ich nun schon in China und trainiere Shaolin Kung Fu, im Chinesischen gōng fū 功夫. gōng 功 bedeutet „Verdienst“ oder „Erfolg“, fū 夫 steht für „erwachsender Mann“. Kung Fu bezeichnet damit den Weg, sich durch ständige Bemühungen weiterzuentwickeln. Die Lehrer hier vertreten diese Philosophie. Mein Shifu sagte, es gibt immer etwas zu tun, auch wenn der Berg, den man erklommen hat noch so hoch ist, man wird immer einen höheren finden. Es ist niemals genug, denn es gibt immer etwas was sich noch verbessern lässt. Tue die Dinge, die du nicht tun kannst! Ganz nach dem Motto „no pain, no gain“ ist das Training zum Teil sehr intensiv. Dazu wird täglich mehrere Stunden trainiert. Auch wenn es oft hart ist, sich immer und immer wieder zum Training aufzuraffen und sein Bestes zu geben, die Erfolge sind spürbar.

Kung Fu als Kampfkunst ist sehr vielseitig. Neben Schlägen, Tritten und Blocktechniken beinhaltet es viele akrobatische Elemente und Sprünge. Manche Bewegungen sind ähnlich denen im Karate, viele Bewegungsformen sind für mich jedoch auch vollkommen neu. Flexibilität und Beweglichkeit sind äußerst wichtig, sodass Stretching nahezu Bestandteil eines jeden Trainings ist. Neben geraden Schlägen werden auch runde Bewegungen ausgeführt (z.B. Wulungpanda) bei welchen die Arme oder der Oberkörper kreisförmig bewegt werden. Die Stände im Kung Fu sind zum Teil ähnlich denen im Karate und sollen möglichst tief (90° im Kniegelenk) sein. Viele der Tritte werden mit gestrecktem Bein ausgeführt, was für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Zudem werden viele Sprung-Kicks unterrichtet.

Das Formtraining gleicht dem Erlernen einer Kata oder Choreografie. Ich bin gerade dabei meine erste Form zu lernen, Xiao Hong Quan, eine der Basisfaustformen, welche, wie der Name schon sagt, ohne Waffe ausgeführt wird. Darauf aufbauend lernen wir später eine Stockform und weitere Waffenformen. Je nach Vorliebe können auch weitere Faustformen erlernt werden. Etwa alle zwei Wochen findet ein Examen statt. Dort zeigen wir unsere Form, bzw. den Teil den wir schon gelernt haben. Manchmal müssen zusätzlich noch Tritte und Akrobatik gezeigt werden.Zweikampf haben wir bisher noch nicht trainiert. Das Training besteht hauptsächlich aus den Basisübungen und dem Erlernen der Formen. Dazu kommen Kraft-, Ausdauer- und Schnellkrafttrainings. Außerdem lernen wir etwas Tai Chi und Qi Gong.

Nach meinem ersten Monat hier kann ich sagen, dass sich im Training mehr und mehr die gleichen Schwachstellen zeigen, mit denen ich auch im Karate zu kämpfen habe. Die neuen Bewegungen bieten dabei eine Chance neue Lösungswege zu erkennen und einen anderen Blick auf das zu bekommen, was man bereits erlernt hat. Ich denke, egal welche Kampfkunst man erlernt, man wird vor die gleichen Aufgaben gestellt werden. Daher kann ich jedem, der eine Kampfkunst ausübt, empfehlen auch einmal andere Stile und Kampfkunstarten auszuprobieren. Es lohnt sich!

Also: Trainiert hart, habt Spaß und gebt euer Bestes! Es gibt immer was zu lernen!

Jiāyóu 加油!

In diesem Video bekommt ihr einen Einblick in den Schulalltag. Es wurde von einer der ausländischen Studenten aufgenommen und das Lied von einem sehr musikalischen Mitstudenten gesungen und gespielt. Ich bin auch ein paar Mal kurz zu sehen, vieles wurde jedoch auch vor meiner Anreise gefilmt.

close

Newsletter

Trage dich in den Newsletter ein, um über Kursangebote und neuen Inhalten auf meiner Website informiert zu werden!

Der Newsletter ist jederzeit kündbar. Mit der Anmeldung stimmst du der Datenschutzerklärung zu.