Das Leben an der Schule: Meine ersten Tage
Ich bin nun die zweite Woche in der Schule und habe mich schon recht gut eingelebt. Mit mir sind ca. 25 weitere Ausländer hier, viele sind in der gleichen Woche wie ich angekommen. Darunter sind erstaunlich viele aus Deutschland, aber auch welche aus Südamerika, den USA, Kanada, Spanien und Frankreich. Meine Zimmerkameradin ist aus Kanada, sodass ich doch viel Englisch spreche. Wir verstehen uns super und haben viel gemeinsam. Seit dem ersten Tag wurde ich sofort in die Gruppe integriert, man hilft und motiviert sich gegenseitig und wir sind quasi wie eine große Familie. Die meisten sind für Kung Fu Training hier, einige jedoch auch für Tai Chi und einer für Sanda (chinesisches Kickboxen). Es gibt 4 Gruppen, zwei davon für Kung Fu, welche jeweils von einem Lehrer (Shīfu) betreut werden. Die Vorerfahrungen der Einzelnen sind völlig unterschiedlich. Manche haben schon vorher Kung Fu oder eine andere Kampfsportart trainiert, manche sind auch ohne jegliche Kampfsporterfahrung hier.
Allgemeiner Tagesablauf
Wir haben einen Stundenplan, welcher den Tagesablauf genau festlegt. Unter der Woche und am Samstag treffen sich alle Schüler pünktlich um 6 Uhr morgens auf dem Schulhof (am Sonntag erst um 7 Uhr, da kein Training stattfindet). Wir beginnen mit ein paar Stretchingübungen und Jogging. Dann wird bis 7 Uhr trainiert, meistens Kraft, Schnellkraft und Ausdauer. Um 7:20 Uhr gibt es Frühstück. Dieses besteht aus Reis- oder Eiersuppe, „Mantou“ (ein sehr geschmacksneutrales helles Brötchen, welches an Semmelknödel erinnert), hartgekochten Eiern und gebratenem Gemüse. Um 8 Uhr geht es mit dem Training weiter. Nach einer kurzen Joggingrunde und einem anschließenden Aufwärmspiel werden Faust- und Waffenformen trainiert. In der dritten Einheit haben wir bisher überwiegend Tai Chi geübt, da demnächst ein Wettkampf stattfindet. Um 12 Uhr gibt es Mittag, Gemüse (oft auch mit Ei, Tofu oder Fleisch) und dazu Reis oder Brot. Anschließend haben wir bis 14:30 Uhr Mittagspause, also genug Zeit um zu schlafen (was gerade am Anfang nötig ist) oder andere Dinge zu tun. Nach der Mittagspause geht es weiter mit dem Training oder dem Chinesisch Unterricht, bis ca. 17:10 Uhr. Ich habe im Moment halbtags Chinesisch-Unterricht. Dort lernen wir vor allem sprechen, aber auch lesen und schreiben. Gerade die Aussprache ist am Anfang nicht so ganz leicht, sie ist aber sehr wichtig, da eine falsche Betonung den Sinn des Wortes verändert. Um 17:30 Uhr gibt es dann Abendessen, welches wieder aus Gemüse, Hirsesuppe und „Mantou“ besteht. Von 18:30 bis 20:00 Uhr ist freies Training. Dieses bietet eine gute Gelegenheit die gelernten Formen zu wiederholen und andere erfahrenere Mitschüler nach Tipps zu fragen. Man kann natürlich auch auf sein Zimmer gehen um zu entspannen. Danach gehen wir duschen und machen uns bettfertig, denn am nächsten Tag heißt es wieder früh raus.
Am Freitag Nachmittag haben alle noch von 16:00 bis 17:00 Uhr Training und die Mittagspause ist eine halbe Stunde kürzer. Am Samstag findet kein Chinesisch-Unterricht statt. Nach dem Frühstück ist zunächst freies Training und anschließend „Buddha Class“. Dort wird ein Gebetsritual durchgeführt und meditiert, was ich als sehr entspannend empfinde. Nach der Mittagspause haben wir den „long run“, d.h. wir laufen in die Berge und joggen etwa eine Stunde. Wie weit man läuft ist jedem selbst überlassen. Anschließend putzen wir gemeinsam das Treppenhaus und unsere Zimmer. Am Sonntag und am Mittwoch morgen (nach dem ersten Training) ist frei und wir dürfen die Schule verlassen. Dann fahren die meisten in die nah gelegene kleine Stadt, um einzukaufen und zu essen. Am Sonntag haben wir auch Zeit um mit dem Bus weiter nach Jiaozuo, der nächstgelegenen größeren Stadt zu fahren, welche etwa 50 Minuten entfernt liegt. Dort gibt es alles, Supermärkte, Shopping-Center und jede Menge Essen. Nach einer recht vollgepackten Trainings- und Lern-Woche ist das eine willkommene Abwechslung.
Ich bin ganz gespannt was mich noch erwartet und werde bald detaillierter berichten!